Handlungsspielräume von ZIVILCOURAGE

Die Verwendung des Wortes Zivilcourage reicht bis ins Jahr 1848 zurück. Die Faktoren, die zu zivilcouragierten Handlungen führen, bleiben immer gleich, die Rahmenbedingungen, innerhalb derer sie stattfinden, verändern sich im Laufe der Zeit. Eine spezielle Situation im Hinblick auf die Handlungsspielräume von Zivilcourage findet sich in autoritären und hoch repressiven Zusammenhängen. So wurden etwa in der Zeit des Nationalsozialismus zivilcouragierte Handlungen, die sehr schnell die eng gesetzten Grenzen des Systems überschritten, zu (politischem) Widerstand gegen das Regime. Solche mutigen Handlungen in einer Zeit, in der die Mehrheit angepasst lebte oder "mitlief", brachten das Risiko mit sich, beschuldigt, verfolgt, entwürdigt, bestraft, gefoltert und sogar ermordet zu werden. Solche Rahmenbedingungen gehören zu den extremsten für den Einsatz von zivilem Mut, denn in einer Atmosphäre der totalen Überwachung und der völligen Rechtsunsicherheit waren das Bedürfnis nach Selbstschutz und Gefühle der Angst verständlich und begründet.

Trotzdem gab es Menschen, die sogar unter solchen Bedingungen Zivilcourage besaßen. Ein Beispiel ist die Heldentat der Familie Langthaler im oberösterreichischen Mühlviertel während der sogenannten "Mühlviertler Hasenjagd" gegen Ende des Zweiten Weltkriegs. Anna Hackl (geborene Langthaler) und ihre Familie versteckten zwei entflohene sowjetische KZ-Häftlinge – und riskierten damit ihr eigenes Leben. Die "Mühlviertler Hasenjagd" war eine grauenvolle Hetzjagd auf rund 500 entflohene sowjetische Häftlinge aus dem Konzentrationslager Mauthausen, bei der auch die Zivilbevölkerung aufgerufen wurde, sich bei der Jagd auf die geflohenen "Schwerverbrecher", wie sie von der SS bezeichnet wurden, zu beteiligen. Viele Menschen folgten dem Aufruf der SS; schreckliche Gräueltaten wurden begangen. Nur wenige versuchten, den geflohenen Häftlingen zu helfen, indem sie beispielsweise Kartoffeln vor die Tür stellten oder Kleidungsstücke für sie draußen aufhängten. Die Familie Langthaler jedoch bewies herausragenden zivilen Mut und rettete zwei geflüchteten Häftlingen das Leben.

Mehr dazu in der Broschüre "ZIVIL.COURAGE.WIRKT"

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